Wer kennt das nicht: Man hat einen wichtigen Termin, oftmals hat man sich schon lange auf diesen Zeitpunkt vorbereitet, alles würde super laufen – wäre da nicht die Aufregung! Denn diese ist es meist, die einem auf einmal den Mut nimmt. Man hat Angst sich zu verhaspeln, nicht die richtigen Worte zu finden, den langeinstudierten Text zu vergessen und im entscheidenden Moment alles zu vermasseln. Fehler, Kritik, Versagen.
Ich glaube, das kennen wir alle!
Bei dem einem sind es nur hie und da ein paar Jobinterviews, bei Schauspielern wie mir das täglich Brot, mit dem wir dealen müssen.
Heute will ich der Aufregung den Kampf ansagen, euch ein paar leicht umsetzbare Tipps an die Hand geben und besonders mir selbst noch einmal vor Augen führen :-)!
1. Erst mal tief durchatmen
Klingt zu einfach, zeigt aber tatsächlich eine große Wirkung. Eine ruhige Atmung durch die Nase kann der Nervosität entgegenwirken. Dabei ist es wichtig, tief in den Bauch einzuatmen, wahlweise kurz inne zu halten und dann langsam wieder auszuatmen. Zur Überprüfung, ob ihr auch wirklich in den Bauch atmet, nutzt eure Handflächen, die ihr flach auf euren Bauch legen könnt. Oftmals wirkt diese Berührung der warmen Handflächen bereits beruhigend. Ausatmen, wenn möglich, durch den Mund.
Kreisen zu viele Gedanken im Kopf, dann empfehle ich euch, diese Übung mit folgenden Sätzen zu unterstützen: „Ich atme ruhig ein“ und „ Ich atme ruhig aus“. Klingt trivial, funktioniert aber!
2. Persönliche Entspannungsübung
Schafft euch eine ganz persönliche Entspannungsübung. Ich zum Beispiel nutze total gern die Übung „constructive rest“, die ich in Los Angeles durch die sogenannte Alexander-Technik kennengelernt habe. In der Alexander-Technik macht man diese Übung ganze 15 Minuten lang. Habe ich weniger Zeit zur Verfügung, hilft ein 5-Minuten-Quickie meist auch schon. Hier geht es zur Übung!
3. Mindset
Bringt euch in eine positive Grundstimmung – mit einer persönlichen Entspannungsübung, wie mit Mediation, Gedankenreisen und anderen Imaginationen von Orten oder Umständen, mit denen ihr Ruhe und Sicherheit verbindet. Diese können, im richtigen Moment eingesetzt, wahre Wunder wirken.
Diese Imaginationen sich auch während der Probe des Textes oder dem Moment des Vorsprechens einmal bildlich vorzustellen, intensiv mit allen Einzelheiten, hilft ungemein.
Probiert es doch mal aus! Man unterschätzt oft, wie sehr Körper und Geist doch gemeinsam einhergehen!
4. Grüner Tee statt Kaffee
Ihr konntet die Nacht schon vor Aufregung nicht schlafen? Dann verzichtet morgens lieber auf euren Kaffee oder auch Schwarzen Tee! Das enthaltene Koffein besitzt eine anregende Wirkung und würde euch noch mehr auf Trab bringen. Besser sind leckere Grüne Tees, Kräutertees wie Kamille, Melisse oder Fenchel, oder im Sommer eine vitaminreiche Saftschorle.
5. Get a routine!
Findet heraus, was euch besonders gut tut: Manche legen früh morgens schon einmal eine Sportsession ein oder tanzen ein kleines Tänzchen, um der aufkommenden Nervosität entgegen zu wirken.
6. Schenkt euch Zeitsicherheit
Nichts ist fieser als unter Zeitdruck unvorbereitet an einem Ort anzukommen mit dem Gedanken, „Hier steht jetzt viel auf dem Spiel“. Plant euch genug Zeitpuffer ein. Macht euch mit der Umgebung vertraut. Schnappt hier und da ein paar Details auf. Nehmt euch Zeit für ein wenig Smalltalk. Das lenkt ab und verlangsamt die Atmung.
7. Die ersten 30 Sekunden
Was viele nicht wissen: Innerhalb der ersten 30 Sekunden einer Begegnung fällt unser Unterbewusstsein bereits ein Urteil über unser Gegenüber. Je besser ihr vorbereitet seid, desto sicherer könnt ihr euch fühlen und desto weniger aufgeregt muss man sein. Ich empfehle euch dabei, anfangs die ersten Sätze immer auswendig zu lernen. Wenn der Beginn ruckelfrei über die Bühne geht, hat man in der Regel schon gewonnen. Seid ihr dann gut vorbereitet – vertraut auf euer Können!
8. Beginnt, eure Nervosität zu lieben!
Gelegentliche Nervosität und eine gewisse innere Anspannung vor wichtigen Ereignissen können sogar gut sein. Unser Herz schlägt schneller, unser Körper schüttet massenhaft Adrenalin aus, Energiereserven werden freigesetzt – damit sind wir leistungsstärker. Unser Körper hilft uns also quasi, mit dieser tollen Funktion besser zu performen, wenn es drauf ankommt.
9.Wir sind alle nur Menschen
Falls ihr so nervös seid, dass eure Hände oder Knie zittern – denkt nicht, dass ich das noch nie hatte! Ich hasse es, aber das Schlimmste, was ihr machen könnt ist, das Zittern zu unterdrücken – dann wird es eher noch schlimmer und das Zittern bekommt zu viel Aufmerksamkeit. Versucht euch damit abzufinden für den Moment und sagt euch, dass das jedem schon mal so gegangen ist. Darüber hinaus ist es auch einfach menschlich, manchmal sogar erst recht sympathisch. Also keine unnötigen Gedanken daran verschwenden!
Grundsätzlich gilt: Viele Tipps hören sich einfach an und auch die Umsetzung ist keine Hexerei, sondern häufig ein Prozess. Glaubt mir, von Mal zu Mal wird es besser.
Und denkt immer daran: Ihr habt diesen Termin meistens, weil das Gegenüber etwas von EUCH will!
Wenn ich z.B. zu einem Casting gehe, dann versucht der Caster auch, den richtigen Schauspieler für diese eine Rolle zu finden, d.h. er hofft mit jedem einzelnen Schauspieler, der den Raum betritt, dass er derjenige ist, der hoffentlich genau auf diese Rolle passt. Denn wenn der Caster keine passende Person findet, dann ist er letztlich selbst mitverantwortlich und das kann ihn seinen Job kosten.
Also mit aufrechtem Gang und erhobenen Hauptes ab ins nächste Meeting!
Eure Birte