Viele haben diesen Traum schon im Kindesalter: Schauspieler werden! Doch wie der wirkliche Arbeitsalltag eines Schauspielers aussieht, ahnen die wenigsten.
Heute möchte ich euch ein wenig von meinem Weg als Schauspielerin erzählen und den Klischees, denen ich tagtäglich begegne.
Als Schauspieler bin ich automisch berühmt.
Durch die Boulevard-Medien, die viel durch Stars und Sternchen der Filmbranche geprägt sind, deren Leben, deren Erfolge oder deren Skandale, ist die Wahrnehmung des Berufes sehr verzerrt. Schauspieler daher mit „berühmt sein“ gleichzusetzen, liegt bei vielen nahe. In Los Angeles ist es das andere Extrem. Dort ist ja quasi jeder Schauspieler, doch nur ganze 5% können hauptberuflich von der Schauspielerei leben. Wenn man in Los Angeles sagt, dass man SchauspielerIn ist, dann ist die übliche Frage: „Und wo kellnerst du?“ Traurig, aber war, die restlichen 95% müssen zusätzlich einen anderen Job ausüben. Auch in Deutschland gibt es von „uns“ viel mehr als man glaubt: man schätzt, dass dreimal so viele Schauspieler an staatlichen Schauspielschulen jährlich ausgebildet werden als der Arbeitsmarkt eigentlich braucht.
Wenn ich Schauspieler werden will, dann muss ich Theater oder Schauspiel studieren.
Das habe ich auch geglaubt. Doch es gibt viel mehr Quereinsteiger als wir denken.
Ich selbst habe Jura studiert – also auch nicht die klassische Schauspielausbildung genossen. Damals habe ich mir meinen Lebensunterhalt mit Modeln finanziert. Dieser Nebenjob machte mir damals vor allem Spaß, wenn es sich um Bewegtbilder handelte, d.h. Werbespots u.ä.! Aber es musste mir erst ein Regisseur einer Werbe-Produktion Talent bescheinigen und mich ermutigen, dass ich eine Schauspiellaufbahn auch ohne klassische Ausbildung einschlagen könnte, bevor ich diesen Weg wirklich wagte. Ein Modelkollege empfahl mir damals dann eine Schauspiellehrerin, mit der ich zwei Jahre lang unter anderem intensiv an Stimme, Sprache und klassischem Schauspiel arbeitete. Kurze Zeit später fand ich mich schon bei „Unter uns“ im Casting wieder.
Schauspieler sind nie großgewordene Kinder.
Ja und nein. Im Schauspiel ist so gut wie alles erlaubt und das ist so faszinierend! Ob quietschig, überdreht oder actiongeladen und bissig – man darf und man sollte sich so facettenreich wie möglich zeigen. Dennoch kann man nicht immer machen, was man will. Jeder Charakter ist wie eine kleine Reise in eine Person, oft eine Detektivarbeit, um die Rolle zu ergründen und dann so authentisch wie möglich darzustellen. Eigene Ideen sind wichtig, Professionalität eine absolute Selbstverständlichkeit und zu guter Letzt hat der Regisseur das Sagen.
Schauspieler sollten immer gut aussehen.
Ein Trugschluss. Die hübsche Blonde von nebenan – das zu Spielen ist nicht schwer. Man wird dann aber auch schnell abgestempelt. Gerade Charakterrollen sind oft schwieriger zu bekommen. Also: Augen auf bei der Rollenwahl! Mir ist es wichtig, mit Leistung zu überzeugen und die Zuschauer zu bewegen, auch mal einen Spiegel vorzuhalten oder zum Nachdenken anzuregen. Aber durch meine bisherigen Rollen wurde ich gerade zu Anfang in die „Blondchen-Kagtegorie“ gesteckt. Damit habe ich immer noch zu kämpfen.
Schauspieler haben ein lockeres Leben.
Oh nein. Schlafmangel, Anstrengung und Absagen gehören auch zum Arbeitsalltag eines Schauspielers dazu.
Was mich dabei am wenigsten stört:
Lange Drehtage. Ein 15-Stunden Arbeitstag ist da keine Seltenheit. Und je nach Location und Drehbuch stehen dann natürlich auch Produktionen in der Nacht an. Hat man eine Rolle mit Kampfszenen, gibt es meist vorher noch ein Choreographie-Training für den speziellen Kampf. Ganz ohne Blessuren kommt man häufig trotzdem nicht dabei weg. Und schnelle Reaktionsfähigkeit bedarf viel Training. Das macht mir allerdings immer unglaublich Spaß!
Viel anstrengender finde ich Castings und Absagen.
Permanent muss sich ein Schauspieler neu behaupten, das könnt ihr ungefähr damit vergleichen als wenn ihr dauernd ein Vorstellungsgespräch für einen neuen Job hättet: Na, kennt ihr das? Da ist man aufgeregt, bereitet sich besonders gut vor und kann an nichts anderes denken. Eine Absage danach ist nicht schön und als Schauspieler muss man besonders damit umgehen lernen.
Ist man erstmal in Hollywood, stehen einem die Türen offen.
Leider nein. Auch nachdem man einmal in Hollywood gespielt hat – eine Rolle zu bekommen ist oft nicht so einfach wie man sich das vorstellt.Das Schwierigste dabei ist, die Aufmerksamkeit der Caster, Besetzer und Produzenten zu bekommen. Es gibt einfach zu viele Schauspieler in der Stadt und ohne die richtigen Beziehungen, ist es hart, an die richtigen Castings zu kommen, geschweige denn letztlich für eine tolle Rolle gebucht zu werden. Ich vergleiche das ganze mit Lotto spielen: man braucht einfach verdammt viel Glück! Man sagt deshalb auch, dass Talent eigentlich nur 10% ausmacht, die restlichen 90% setzen sich aus Durchhaltevermögen, Disziplin, Beziehungen und und und zusammen. Aber es ist möglich und das hält uns alle am Ball und lässt uns hoffen und träumen von der großen Karriere.Denn: wir Schauspieler sind wohl irgendwie süchtig nach diesem Gefühl, wenn wir dann doch endlich mal zum eigentlichen Schauspiel kommen. Und das entschädigt dann für Vieles, gibt Energie, setzt Glückshormone frei und lässt uns aufblühen. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen als in die verschiedensten Rollen zu schlüpfen.
Also: Klischees bleiben doch Klischees. Macht euch selbst von Berufen ein Bild – fragt nach, seid offen und neugierig und vor allem – verfolgt eure Träume und lasst euch von nichts abhalten!
Steine werden einem schließlich überall in den Weg gelegt, tragt es mit Humor und folgt eurem Herzen.
Eure Birte!